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Macht Efeu Bäume kaputt

Mythos oder Wahrheit:

Das Image des Efeus fällt nicht bei allen Baumfreunden positiv aus. Neben den Befürwortern, die vor allem im Winter den grünen Anblick der bewachsenen Bäume genießen, gibt es auch zahlreiche Ablehner der Kletterpflanze. Oft haben sie klare Vorstellungen vom Verhalten des Efeus an seinem Stützbaum. Durch falsche oder ungenaue Schlussfolgerungen entstanden nach und nach Mythen, die Efeupflanzen als Mörder beschreiben.

Der Erstickende Efeu

Der Efeu bildet meist eine dichte Blätterdecke rund um den Stamm. Die Vermutung liegt nahe, dass damit weder Licht noch Luft an die Rinde dringen und der Baum langsam erstickt. Hierfür gibt es aber keine Belege. Das Gegenteil ist der Fall. Bäume, welche unter Sonnenbrand leiden, wie Rotbuche, Hainbuche und Esche, profitieren von der Beschattung ihres Stammes. Gefährlich wird es für den Baum erst, wenn der Mensch in seiner Beschützer-Wut den Stamm vom Efeu befreit. Über Jahre musste er sich nicht gegen die Sonne schützen und ist ihr nun ausgeliefert. Die so entstehenden Schäden sind nicht dem Efeu sondern dem Menschen geschuldet. Auch könnte der Bewuchs vor Frostrissen schützen, da er Schwankungen in der Temperatur abmildert.

Der Blutsaugende Efeu

Schon der griechische Philosoph Theopharst beschrieb den Efeu als Parasit. Er dachte, seine Wurzeln agieren als Strohhalme und entziehen dem Baum lebensnotwendiges Wasser und Nährstoffe. Diese Meinung scheint bei den vielen feinen Wurzeln am Stamm zwar naheliegend, ist jedoch falsch. Efeu besitzt unterschiedliche Wurzelarten. Verankert ist er mit seinen Bodenwurzeln, die ihn auch mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Deshalb heißen sie Nährwurzeln. Aus dem Stamm des Efeus wachsen zusätzlich sogenannte Haftwurzeln. Sie erfüllen lediglich einen Zweck: Sie sollen die Triebe und späteren dickeren Stämme der Pflanze an seinem Stützbaum befestigen und somit ein emporwachsen in die Krone ermöglichen. Sie sind aber nicht zur Aufnahme von Lösungen oder Stoffen in der Lage.

Vereinzelt kommt es vor, dass sich Haftwurzeln in Nährwurzeln umwandeln. Stehen junge Haftwurzeln in Kontakt mit Boden oder ausreichend Wasser, ändern sie einfach ihre Strategie. Dadurch sind sie in der Lage, in feuchte Spalten von Steinen oder toten Bäumen einzuwachsen. Auch kann es bei Rissen in vitalen Bäumen dazu kommen, dass der Efeu zum feuchten Milieu im Inneren wächst. Kommt es dann zum Dickenwachstum des Baumes, sieht es oft so aus, als wäre der Efeu in den Baum hineingewachsen.

Auch echte parasitäre Kletterpflanzen sind in Deutschland zu finden. Die Mistel ernährt sich hauptsächlich von ihrem Wirt und besitzt nicht einmal Wurzeln, die mit dem Boden verankert sind. Sie bilden „Haustorien“ aus, mit denen Sie in die Leitgefäße der Bäume eindringen. Derartige Anpassungen besitzt der Efeu nicht.

Haftwurzeln des Efeus sorgen nur für Halt

Der Beschattende Efeu

Efeupflanzen wachsen meterhoch in die Kronen der Bäume hinein. Daher stammt die Befürchtung, er nähme diesen das Licht zum Wachsen weg. Es ist jedoch eine differenzierte Betrachtung notwendig. Geeignete Stützbäume für den Efeu sind normalerweise große, stattliche Individuen. An ihnen wächst die Kletterpflanze den Stamm hinauf. Das spart Ressourcen und sichert dem Efeu einen Platz an der Sonne. Diese Bäume haben weit ausladende Kronen. Blätter für die lebensnotwendige Photosynthese sitzen dort, wo die meiste Sonne hingelanget: An den Feinästen oben und an den Seiten der Krone. Der Efeu hingegen bewächst vor allem den Stamm und dicke Trägeräste. Somit kommt er nicht in Lichtkonkurrenz mit dem Baum.

Bei kleineren Bäumen unter 20 Metern sieht die Situation anders aus. Hier kann der Efeu die gesamte Krone überwachsen und somit das Bäumchen zum Absterben bringen. Dies gilt besonders für kleine Wildapfelarten und Weißdorn. Gleichzeitig sind diese Bäume aber nicht die Hauptträgerarten für den Efeu. Er profitiert von hohen Bäumen, die bis ins Licht wachsen und greift nur selten auf kleinere Exemplare zurück.

Einen weiteren Nachteil haben Bäume mit lichter Krone. Sie bieten dem Efeu viel Licht, wodurch er gut und schnell wachsen kann.

Der Würgende Efeu

Durch die dicken Kletterstämme des Efeus gibt es die Befürchtung, er könnte den Baum regelrecht erdrosseln. Die Efeustämme wachsen zumeist einseitig am Trägerstamm empor. Im Vergleich zum Geißblatt, welches schlingend um den Stamm herumwächst, schnürt der Efeu den Stützstamm normalerweise nicht ein. Allerdings bildet sich ab und zu aus den verwachsenen Verzweigungen der Efeustämme eine Art Korsett. Das Dickenwachstum des Trägerstammes und der eigenen Stämmlinge üben Druck auf die Rinde aus. Inwieweit dies jedoch zum echten Schaden am Stützbaum führt, ist nicht untersucht.

Efeu zu Entfernen kann für die Baumrinde schädlich sein.

Der Umwerfende Efeu

Efeu kann sich in der Krone der Bäume stark ausbreiten und bietet somit zusätzliche Angriffsfläche für Wind und Schnee. Dies ist jedoch nur bei kleineren oder bereits geschwächten Bäumen ein Problem. Hohe und vitale Bäume können das Mehrgewicht und erhöhte Angriffsfläche leicht ausgleichen. Seine Segelwirkung ist prozentual höher, je kleiner der bewachsene Baum ist. Somit gibt es hier eine erhöhte Gefahr für Windwurf und Schneebruch.

Der Diebische Efeu

Da der Efeustamm direkt am Stützstamm endet, wurzeln beide Pflanzen im selben Boden. Somit besteht die Möglichkeit, dass der Efeu seinen Trägerbaum durch die Kunkurrenz um Wasser und Nährstoffe schwächt. Allerdings wurde in unterschiedlichen Versuchen bestätigt, dass Bäume mit Efeubewuchs oft besser wachsen als Bäume ohne Bewuchs. Dies kommt davon, dass Efeu-Laub kaum zersetzungshemmende Stoffe besitzt. Dadurch hat es einen positiven Einfluss auf den Stoffumsatz im Boden. Zusätzlich sorgt der zeitversetze Laubwurf des Efeus im Frühjahr für eine kontinuierliche Versorgung der Bäume.

Bringt eine Schädigung dem Efeu Vorteile?

Welches Motiv hat der Efeu, seine Trägerpflanze zu schädigen? Genauer betrachtet wird klar, der Efeu profitiert nur von einem gesunden, wachsenden Stützbaum. Sein Ziel ist, in möglichst kurzer Zeit in die oberen Waldschichten zu gelangen. Für dieses Vorhaben braucht er in der Regel dreißig bis vierzig Jahre. Oben angelangt wartet ein einfaches Leben an der Sonne auf ihn. Schadet er seinem Baum soweit, dass dieser abstirbt und umfällt, geht dieser Vorteil verloren. Er muss sich einen neuen Stützbaum suchen um nicht im Schatten der anderen Bäume zu leben. Er schadet sich somit selbst und wirft sich Jahre in der Entwicklung zurück! Der Efeu profitiert von seinem Trägerbaum allein durch die Höhe und Stabilität seines Stammes. Er hat keine Intention seinem Aufzug in die helle Baumschicht zu schaden. Und dennoch, nicht jeder Baum wird mit seinem Efeu-Begleiter alt werden, aber der fiese hinterhältoge Baumkiller ist der Efeu auch nicht.

Dies ist ein Beitrag aus dem Baumpflegeportal

2016 um 8:25 pm

Der Artikel beleuchtet den Efeu leider nur sehr einseitig.

Ja natürlich sieht der Efeu dekorativ aus, vervielfacht die Brutmöglichkeiten für Vögel und ist eine tolle Bienenweide. An abgestorbenen, efeuummantelten Baumtorsos habe ich am Stammfuß schon haufenweise heruntergerieselten Fledermauskot gesehen.

Dennoch sucht der Efeu nicht aktiv nach großen Hauptträgerbäumen, die er nicht zuwachsen kann – er nimmt, was ihm zur Verfügung steht. Kleinere Bäume sterben dann halt wegen der übermächtigen Lichtkonkurrenz ab.

Auch die Windwurfgefahr bei efeubewachsenen Bäumen wird im Artikel verharmlost. Gerade alte Bäume sind in der Vitalität geschwächt und können die vergrößerte Segelfläche statisch nicht ausgleichen. Das zeigen besonders die langjährigen Erfahrungen mit alten Bäumen am Bodenseeufer.

Dass der Efeu nur von einem gesunden Stützbaum profitiert, ist Quatsch. Er checkt das gar nicht, ob der Stützbaum vital ist oder ob er ihn überwuchert und dann nach etlichen Jahren mit ihm zusammenbricht – er versucht alles und nimmt auf keinen Baum Rücksicht !

Die Baumkontrolle ist an einem efeuummantelten Baum nur sehr erschwert und manchmal auch gar nicht möglich. Die Vitalität wird durch Lichtkonkurrenz geschwächt und die Krone zieht sich auf einen dünnen außeren Mantel zurück. Wenn da mal aus irgendeinem Grund eine Einkürzug nötig ist, sind keine inneren Ableitäste mehr übrig. Auch für den Baumpfleger ist die Kletterei in einem Efeubaum kein Spaß – für den zahlenden Kunden übrigens auch nicht. Wer bei einer Fällung schon mal mit der Motorsäge den Efeu vom Stamm geschnitzt hat, bevor die Steigeisen Halt finden, kann das nachvollziehen.

In Bereichen, wo keine besonderen Erwartungen an die Verkehrssicherheit gestellt werden und keine Baumpflege nötig ist – im Wald, Feld und Flur außerhalb der Verkehrs- und Aufenthaltsbereiche – besteht bis auf Ausnahmen kein Anlaß, in den natürlichen Efeubewuchs einzugreifen.

Dort, wo es hohe Erwartungen an die Verkehrssicherheit gibt, ist die frühzeitige Entfernung des Efeubewuchses an Bäumen sinnvoll und oft auch dringend notwendig.

Die Autorin: Marina Winkler